Über uns

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„Ps“ – so lautet das Kürzel für das Buch der Psalmen in der Welt der Wissenschaft. „Ps“ ist ein leises Buch, wie ein Postskriptum des Glaubens, mit dem Psalmisten vor mehr als zweitausend Jahren ihre Klagen und Hoffnungen, ihr Lob und ihren Zorn auf Gott zum Ausdruck gebracht haben. Ihr Herz war voll, oft auch sorgenvoll, als sie ihre Gebete an Gott richteten. Die Verfasser vertrauten auf Gott, sie dankten ihm, zürnten und raunten, flehten und flüsterten, meist mit einem „Psst“ auf den Lippen: „Du, mein Vertrauter, mein Gott, hörst mir zu.“ Diese Haltung durchzieht die 150 Psalmen wie ein roter Faden.

Ihre Kraft haben sie bis heute erhalten. „Die Psalmen sind für mich eins der wichtigsten Lebensmittel“, schreibt die evangelische Theologin Dorothee Sölle. „Ich esse sie, ich trinke sie, ich kaue auf ihnen herum, manchmal spucke ich sie aus, und manchmal wiederhole ich sie mitten in der Nacht. Sie sind für mich Brot. Ohne sie tritt die spirituelle Magersucht ein, die sehr verbreitet unter uns ist und oft zu einer tödlichen Verarmung des Geistes und des Herzens führt.“ Und der jüdische Aphoristiker Elazar Benyoëtz schreibt: „Eine Theologie, der kein Psalm zugrunde liegt, wird die Universität nie verlassen.“

Das Sölle-Zitat haben wir als Leitmotiv für unser Onlineprojekt ausgewählt, mit dem wir als Evangelische Kirche im Rheinland die Psalmen im neuen Licht betrachten. Den Anstoß dazu haben die Wochenlosungen der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen aus dem Jahr 2014 gegeben. Zu den Woche um Woche ausgelosten Psalmen haben wir Verse ausgewählt und mit einem dazu gestalteten Bild als geistlichen Impuls auf Facebook veröffentlicht. Diese 52 Psalmverse waren beliebt, die Bilder wurden vielfach angeklickt.

Nun haben wir Autorinnen und Autoren gebeten, etwas über einzelne Verse, ganze Psalmen, vor allem aber über verbindende Themen zu schreiben, die den Psalmen zugrundeliegen: Hoffnung etwa, Trost, Trauer, Leid, Zorn, Klage oder Musik. Pfarrerinnen und Pfarrer, Prädikantinnen und Prädikanten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Christen und Juden haben diesen Begriffen im Buch der Psalmen nachgespürt. Manche haben einen wissenschaftlich-forschenden Blick auf die Psalmen gerichtet, andere sich ihnen assoziativ genähert, mit Gedichten und Geschichten. So ist ein Kaleidoskop heutiger Betrachtungen zu den Psalmen entstanden.

Wenn Sie uns etwas über ihren Lieblingspsalm oder Lieblingsvers aus den Psalmen erzählen möchten, schreiben Sie uns. Auf dieser Internetseite haben Sie die Möglichkeit, Ihre Beiträge zu veröffentlichen.

Jetzt bleibt nur noch zu sagen: „Schmeckt und seht“!, wie es in Psalm 34 heißt.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen

Ralf Peter Reimann,
Internetbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland